ANIA GIBT ANTWORT
Interview mit Ania Telenga über ihren Job als Regionalleiterin für Osteuropa und die Auswirkungen von „Weihnachten im Schuhkarton“
27. MÄRZ 2023 | POLEN
Damit Jahr für Jahr „Weihnachten im Schuhkarton“ Millionen Kinder weltweit beschenken kann, braucht es Mitarbeiter, die unzählige Teams koordinieren, schulen und unterstützen. Und das sowohl bei uns als auch in den Empfängerländern. Wir haben mit Ania Telenga aus Polen gesprochen, die als Regionalleiterin für den osteuropäischen Raum zuständig ist.
Hallo Ania. Erzähl mal kurz: Was ist dein Job und wie lange machst du den schon?
„Weihnachten im Schuhkarton“, oder wie es international heißt: „Operation Christmas Child“, mache ich bereits seit über 20 Jahren. Mich hat von Anfang an begeistert, wie die Aktion Jesus für Kinder greifbar macht. Am Anfang war ich Verteilpartnerin, dann wurde ich Gebietsrepräsentantin und vor rund einem Jahr bin ich Regionalleiterin geworden, dadurch bin ich für die Koordination der osteuropäischen Länder zuständig. In all den Jahren habe ich also einen guten Überblick bekommen, was „Weihnachten im Schuhkarton“ in meinem Heimatland Polen bewirkt, aber auch in anderen osteuropäischen Ländern.
Was bewirkt denn die Aktion in Polen?
Dieses Projekt macht wirklich einen Unterschied im Leben von Kindern! Und nicht nur Kindern, sondern auch ihren Eltern.
Denn oftmals kommen die Eltern zu den Verteilungen oder zum Kurs „Die größte Reise“ und hören das Evangelium in einfachen Worten erklärt, so dass es oftmals sofort ihre Herzen berührt. Bei einer Verteilung saß eine Mutter mit Tränen in den Augen und sagte: ‚Diese Worte sind für mich!‘
Wir haben auch schon oft erlebt, dass Kinder in ihrem Schuhkarton etwas finden, das sie sich schon lange gewünscht haben. Und vielleicht hätten sich die Eltern das sogar leisten können, aber die Kinder haben ihnen nichts davon erzählt. Und dann finden sie ganz genau das in ihrem Schuhkarton! Das ist oftmals für die Kinder, aber auch die Eltern ein Beweis, dass Gott Kindergebete erhört. Und dadurch beginnen sie dann Gottesdienste zu besuchen und mehr über diesen Gott zu lernen. Die Schuhkartons verändern also Leben – in Polen und auf der ganzen Welt.
Wie ist die wirtschaftliche Situation in Polen? Brauchen die Kinder immer noch Schuhkartons?
Die wirtschaftliche Situation in Polen hat sich natürlich verändert. Aber das ändert nicht den Fakt, dass ein Kind beim Erhalten eines Schuhkartons immer noch Wertschätzung erlebt – das Gefühl, dass es in den Augen des Schuhkartonpackers etwas Besonderes ist. Ich war bei einer Verteilung und ein Mädchen hielt ein T-Shirt hoch mit den Worten: ‚Ich wollte genau dieses T-Shirt! Jemand wusste, dass ich es mir gewünscht habe!‘
Natürlich gibt es bei Verteilungen auch Kinder, deren Eltern sich Geschenke leisten können. Aber jedes dieser Kinder braucht eines: Liebe! Und dieser Schuhkarton zeigt ihnen genau das: dass sie geliebt und angenommen sind. Und dass der Schöpfer dieser Erde ihnen anbietet, ihr Vater zu sein. Und diese Liebe – die sich vor allem durch Jesus zeigt – die braucht jedes Kind! Und erst recht die vielen Pflegekinder, die wir hierzulande haben.
Wie sieht die Situation momentan in den Empfängerländern aus?
Der Krieg in der Ukraine hat natürlich – wie bei euch auch – Auswirkungen auf die verschiedenen Empfängerländer. Ein großes Problem ist z. B., dass viele Kirchen ihre Räume nicht heizen können. Und oftmals finden ja Verteilungen sowie der Kurs „Die größte Reise“ in diesen Räumen statt. Natürlich haben auch viele dieser Länder Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen und die meisten Christen waren das ganze Jahr damit beschäftigt, Menschen aus der Ukraine zu helfen.
Gleichzeitig bietet es uns natürlich eine großartige Chance, in diesen dunklen Zeiten den Charakter Gottes ganz praktisch zu zeigen. Und die Großzügigkeit der Schuhkartonpacker und die Botschaft der Hoffnung leuchtet umso heller.
Haben denn auch Schuhkartonverteilungen in der Ukraine stattgefunden?
Ja. Da, wo es möglich war, wurden Schuhkartons verteilt. Es wird ja sogar der 200 millionste Schuhkarton in der Ukraine verteilt. Und es ist so gut zu wissen, dass Samaritan’s Purse weiterhin Hilfsgüter ins Land bringt und in Zusammenarbeit mit den Kirchen selbst in Kriegszeiten die Hoffnung von Jesus sichtbar macht.
Die Verteilungen sind geschafft. Gehst du jetzt erstmal in den Urlaub?
Haha ,… nein, bei „Weihnachten im Schuhkarton“ gibt es immer etwas zu tun. Im Frühjahr finden die Nachfolgekurse „Die größte Reise“ statt. Dann machen wir Auswertungen der vergangenen Saison – alles wird ganz genau erfasst, schließlich ist jeder Schuhkarton und jedes Kind wichtig. Und dann beginnen wir bereits neue ehrenamtliche Mitarbeiter zu rekrutieren. Ab April beginnen wir strategisch die neue Saison zu planen, dann finden Teammeetings statt – wie bei euch auch – und dann werden neue und alte Mitarbeiter geschult, vorbereitet und die Vision verfestigt.
Das klingt nach einer Menge Arbeit …!
Ja, das ist es auch. Ich reise viel und mein Mann sieht mich selten. Aber zum Glück liebt er das Projekt genauso wie ich – er ist Logistik-Koordinator – und wir sind beide wirklich mit Haut und Haaren dabei. Ich möchte nur, dass die Schuhkartonpacker verstehen, dass wir nicht einfach nur kurz die Verteilungen zur Weihnachtszeit machen, sondern dass wir das ganze Jahr uns darauf vorbereiten, dass wir planen, beten, koordinieren. Es sind so viele Leute involviert – bei euch die Päckchenpacker, Sammelpunktleiter, Regionalleiter, Freiwillige in der Weihnachtswerkstatt etc. und bei uns die verschiedenen Koordinatoren, die Lehrer für „Die größte Reise“, die Gebietsrepräsentanten, die Verteilpartner. Und das alles, damit Kinder und ihre Familien erleben, dass ihr Leben in Gottes Augen so viel mehr wertvoll ist, als sie sich jemals hätten vorstellen können.