BABYS ATMEN HELFEN
Wie ein Kurs das Leben von Kindern und Müttern in Myanmar rettet
12. JULI 2019 | MYANMAR
Zum Leben reanimiert
Als Myia* an jenem Nachmittag in die Hütte trat, wusste sie, dass etwas nicht stimmte. Ihr Blick glitt durch den Raum. Man hatte sie zu einer Geburt gerufen, doch die Stimmung war angespannt. Und es war ruhig – viel zu ruhig. Und das, obwohl sie das Neugeborene in den Armen der anwesenden Geburtshelferin sah. Mit einem Sprung war sie beim Kind. Es atmete nicht! Jetzt zählte jede Sekunde. Ohne lange nachzudenken wiederholte sie die Reanimierungstechnik, die sie erst vor Kurzem an einer Puppe geübt hatte.
Der Kurs lief unter dem Namen „Babys atmen helfen“ (englisch: „Helping Babies Breathe“ / HBB), und in diesem Moment war das ihre einzige Aufgabe: Diesem Baby atmen helfen.
Mit einem Mal schnappte der kleine Junge in ihrem Armen Luft. Und nicht nur er – alle Anwesenden atmeten auf.
„Es war das erste Mal, dass ich durch das Fachwissen und die Fertigkeiten, die ich beim Kurs gelernt habe, einem Baby beim Atmen helfen und damit ein Leben retten konnte“,
erzählt Myia dankbar.
Als Gesundheitsmitarbeiterin im Südosten Myanmars, wird sie immer wieder zu Schwangeren gerufen. Sie ist dankbar dafür, denn rund die Hälfte aller Babys, die in ländlichen Gebieten Myanmars geboren werden, müssen ohne ausgebildeten Geburtenhelfer auskommen. Die Säuglingssterblichkeit ist in jener Gegend mehr als doppelt so hoch wie der nationale Durchschnitt. Auch die Mütter sind betroffen – fast 3.000 Frauen sterben jährlich durch vermeidbare Komplikationen während der Schwangerschaft, Geburt und postnatalen Nachsorge. Durch den von Samaritan’s Purse durchgeführten Kurs hat Myia wertvolles Wissen an die Hand bekommen, in kritischen Situationen handeln zu können – und Babys beim Atmen zu helfen.
Schrei des Lebens
Einige Monate später erreichte sie wieder ein Zuhause, in dem eine Mutter in den Wehen lag. Mit einem Blick war klar, dass auch diese Geburt Komplikationen mit sich brachte. Ohne lang zu zögern traf sie die Entscheidung die Mutter ins nächstgelegene Krankenhaus zu bringen. Dass dies mehrere Stunden Fahrzeit entfernt lag, daran dachte sie lieber nicht.
Die Fahrt war anstrengend und bevor sie das Krankenhaus annähernd erreichen konnten, kam das Kind zur Welt. Und wieder blieb es still. Atemlos still.
Myia begann die Atemwege des Babys zu reinigen und frei zu machen. Alles hing an ihr. Sie versuchte konzentriert alles das zu tun, was sie im Kurs gelernt hatte.
Endlich! Nachdem einige Minuten verstrichen und die Anspannung kaum auszuhalten war, stieß das Kleine einen Schrei aus.
„Die Familienmitglieder und ich waren so glücklich, als das Baby anfing zu schreien. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben.“
Das Baby-Not-Projekt rettet Babys und Mütter
Myia ist eine der 169 örtlichen Gesundheitsmitarbeiter, die durch Samaritan’s Purse innerhalb des Baby-Not-Projektes mit dem Kurs ausgebildet wurden. Die einfachen Reanimierungstechniken haben zu einem drastischen Rückgang der Todesfälle geführt. Zusätzlich zu den fachlichen Fertigkeiten haben mehr als 90 Gesundheitsmitarbeiter gelernt, das Training an andere weiterzugeben. Myia hat bereits begonnen, die lebensrettenden Techniken mit anderen zu teilen, damit mehr und mehr Menschen in der Lage sind, im Ernstfall zu helfen.
Samaritan’s Purse setzt außerdem alles daran, die Gesundheit von Frauen und Kindern in anderen Gebieten Myanmars durch Ernährungstrainings und von-Mutter-zu-Mutter-Gruppen zu verbessern.
Mit dem Baby-Not-Projekt wollen wir sicherstellen, dass jede Mutter und jedes Kind die beste Versorgung bekommen, die sie brauchen. Durch eure Spende können wir noch mehr einheimischen Hebammen, ärztlichem Personal und Medizinstudenten die Teilnahme am Kurs „Babys atmen helfen“ermöglichen und damit das Leben von Babys retten. Für einen guten Start ins Leben!
*Namen geändert