Was Menschen in der Ukraine jetzt brauchen
"Das geknickte Rohr wird er nicht brechen"
Kurz nach Beginn des Krieges gegen die Ukraine hat Helmut Diefenbach von Gott den Auftrag bekommen, auf die Not der Menschen im Land und in den Nachbarländern zu reagieren. Was als erster, recht spontaner Hilfsgütertransport in die Ukraine begann, hat sich mittlerweile zu einer langfristigen Hilfe mit verlässlichen Partnerschaften entwickelt. Und zu einem Dienst, der den mittlerweile kriegsmüden und verzweifelten Ukrainern zeigt: „Wir stehen auch weiterhin an eurer Seite, wir sehen eure Not und auch Gott hat euch nicht vergessen!“
Im Juni ist Helmut Diefenbach von der Berliner Stiftung Hope, die wir als Projektpartner in unserer Ukrainehilfe seit zwei Jahren unterstützen, zum 14. Mal mit einem kleinen Team in die Ukraine gefahren. Dort besuchen sie Kirchengemeinden, Flüchtlingsheime, Krankenhäuser und andere Partnerorganisationen, um Hilfsgüter zu verteilen und die Menschen zu ermutigen.
Im Interview erzählt er uns, was sie vor Ort erleben und wie Gott in der Ukraine wirkt.
Was hat Gott euch für den aktuellen Einsatz aufs Herz gelegt? Was wollt ihr den Menschen vor Ort weitergeben?
Für die Gemeinden und Christen gilt ein Wort aus der Bibel: „Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen; wahrheitsgetreu wird er das Recht hervorbringen. Er wird nicht ermatten und nicht zusammenbrechen, bis er auf Erden das Recht gegründet hat, und die Inseln werden auf seine Lehre warten.“ (Jesaja 42:3-4)
Ein Schwerpunkt unserer Reisen ist immer die Ermutigung, das Aufrichten, Mittragen und Zuhören. Wir beten mit unseren Glaubensgeschwistern, sprechen Worte der Hoffnung und des Trostes aus und sagen ihnen: „Ihr seid nicht allein. Gebt nicht auf, seid weiterhin mutig und stark. Der HERR ist mit euch!“
Besonders den Kindern, die schon so viel in ihrem jungen Alter erleiden müssen, wollen wir Freude bringen, mit ihnen spielen und Zeit mit ihnen verbringen. Viele müssen den Tod eines Elternteils verarbeiten, haben eine traumatische Flucht hinter sich, vermissen ihren Papa, der seit Monaten an der Front ist, oder ihnen fehlt ganz einfach der Kontakt zu Freunden, weil es keine Schule oder keine Kindergärten gibt. Mal ganz zu schweigen von der materiellen Not. Wir erzählen ihnen, dass Jesus ihr Freund sein möchte. Neulich sagten Eltern zu uns: „Feiert doch mal ein Fest mit den Kindern, sie haben so wenig, an dem sie sich freuen können.“ Und genau das tun wir hier.
Wie nehmt ihr die aktuelle Stimmung im Land wahr, was erzählen euch die Menschen vor Ort?
Viele Ukrainer sind müde und ausgelaugt. Ein hoher Offizier sagte uns, dass sie kein Licht am Ende des Tunnels sehen. Sie sind unendlich dankbar für jede Hilfe, die kommt. Aber ganz besonders für jeden Besuch, als Zeichen der Freundschaft, des Mitgefühls und der Unterstützung.
Manche Gemeinden und Gruppen wurden am Anfang des Krieges sehr unterstützt und ihnen wurde großzügig andauernde Hilfe zugesagt. Doch im Laufe der Monate nahm die Unterstützung massiv ab oder blieb ganz aus, obwohl gerade jetzt die Hilfe am nötigsten ist. Ich sitze hier gerade bei sehr heißen Temperaturen ohne Strom, ohne funktionierenden Kühlschrank etc., mit einer Taschenlampe und beantworte die Fragen. Die Preise sind enorm gestiegen, besonders alte Menschen können ihre Rechnungen für Strom, Miete und Medikamente nicht mehr bezahlen. Die Situation ist wirklich sehr schwierig. Viele sind auf Unterstützung angewiesen, die jedoch leider oft vom Westen ausblieb.
Wie erlebst du das Wirken Gottes in der Ukraine und welche Auswirkungen eurer Arbeit siehst du?
Wir sehen viele bleibende Früchte: Pastoren teilen uns mit, dass Menschen, denen wir von Jesus erzählt haben, sich hinterher taufen ließen und jetzt Gemeindemitglieder sind. In einem Krankenhaus, in dem wir gebetet haben, wurden einige Patienten geheilt. Wir haben ein Flüchtlingsheim besucht, in dem am Tag zuvor die letzten Lebensmittel aufgebraucht wurden. Die Lebensmittel, die wir dabeihatten, kamen also genau zur richtigen Zeit. Ein Dorf an der Front hat von uns ein Veranstaltungszelt bekommen. Dort ist mittlerweile eine sehr lebendige Gemeinde entstanden und dieses Dorf ist in der Region bekannt als „das Dorf mit dem weißen Zelt“. Und wir besuchen auch immer wieder Soldaten an der Front und beten mit ihnen. Einer sagte: „Die EU hat uns nicht besucht, unsere Regierung hat uns nicht besucht. Aber ihr Christen habt uns besucht, vielen Dank!“
Was bewegt dich, diese Arbeit so unermüdlich zu tun und was gibt euch die Kraft dafür?
Mein wichtigster Beweggrund ist, dass Jesus uns einen klaren Auftrag gegeben hat, den wir treu ausfüllen wollen. Zudem erlebe ich einen starken Rückhalt und Unterstützung meiner Familie und insbesondere meiner Frau. Wir haben ein sehr motiviertes und gut eingespieltes Team. Darüber hinaus erlebe ich, dass Jesus mich immer wieder mit seiner Liebe für die vom Krieg gebeutelten Menschen erfüllt und ich darf diese Liebe weitergeben. Und nicht zuletzt ist es das anhaltende Gebet von ganz vielen und unterschiedlichen Menschen, das uns trägt. Es gibt ein Zitat von Samuel Zerner, „Mission ist die Geschichte von erhörtem Gebet.“ Und das erleben wir jeden Tag während unserer Einsätze und auch darüber hinaus.
Weitere Infos über unsere Ukraine-Hilfe findet ihr hier.