Hilfe so schnell wie möglich
Samaritan’s Purse hilft in der Flutkatastrophe durch Ehrenamtliche voller Liebe und Hoffnung
„Es ist überwältigend. Man kann sich echt nicht vorstellen, was alles kaputt ist.“ Alexander Becker hat noch nicht mal das gesamte Ausmaß der Flutkatastrophe gesehen und ist trotzdem erschüttert. Es ist eine Sache, solche Bilder in den Nachrichten zu sehen ‒ doch wenn man selber knöchelhoch im Schlamm steht, dann wird die Verzweiflung plötzlich real: Aufeinander getürmte Autos, meterhohe Sperrmüllberge, umgestürzte Bäume, entwurzelte Existenzen.
Dazu kommen die erschreckenden Zahlen: 175 Tote in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz – 123 davon allein in der Stadt Ahrweiler. Und noch immer werden mind. 150 Menschen vermisst (Stand 22.7.21). Und selbst die, die keine Angehörigen verloren haben, stehen fast alle vor den Trümmern ihres Hauses, Restaurants, Geschäfts. Der Ort, den sie einst als Heimat kannten, scheint sich mit den Wasserfluten in Nichts aufgelöst zu haben.
Gemeinsamer Einsatz gegen die Zeit
Viele können es noch immer nicht fassen, dass innerhalb von Minuten verstört wurde, was sie sich ein Leben lang aufgebaut haben. Die Flutkatastrophe in Westdeutschland lässt uns sprachlos zurück.
Doch nicht tatenlos! Und so ist Samaritan’s Purse bereits seit vergangener Woche im Einsatz und hilft, wo Hilfe benötigt wird. Alexander Becker, der normalerweise Prozesse von „Weihnachten im Schuhkarton“ koordiniert, hat kurzfristig andere Aufgaben übernommen und überblickt jetzt den Hilfseinsatz im Überflutungsgebiet. Gemeinsam mit Jan Suckau, dem Projektleiter von Hoffnungsvoll, koordiniert er den Einsatz der Ehrenamtlichen, die momentan in Ahrweiler gegen die Zeit ankämpfen. Denn der Schlamm, den die abgelaufenen Wassermassen zurückgelassen haben, wird unter der warmen Sonne dieser Julitage zu Beton.
Und so kommen sie täglich in immer größer werdenden Gruppen: Ehrenamtliche aus den verschiedenen Gemeinden treffen sich jeden Morgen an der Freikirche EF Köln Ostheim und nach Briefing und gemeinsamem Gebet, machen sie sich auf den Weg zu denjenigen, deren Keller unterspült, deren Habe zerstört, deren Hoffnung vernichtet ist.
Einfach Liebe
„Einfach Liebe.“ Mehr braucht Peter W. gar nicht sagen, als er nach seiner Motivation gefragt wird, warum er an diesem Tag in einem der schlimmsten betroffenen Orte der Flutkatastrophe anpackt. Dem Rentner, der unermüdlich Schubkarre um Schubkarre mit zerstörter Einrichtung aus Wohnungen schiebt, sieht man die Liebe für die Betroffenen der Flutkatastrophe an. Der Mann, der sich normalerweise um seine gehbehinderte Frau kümmert, kümmert sich an diesen Tagen durch sein praktisches Anpacken um Menschen in Ahrweiler.
Die Ehrenamtlichen, die sich bereits seit kurz nach der Katastrophe täglich zusammenfinden, kommen aus den unterschiedlichsten Orten und Altersgruppen. Der 16-jährige Dan-Joel ist mit einem Team aus Heidelberg angereist. Auch für ihn ist Liebe die Motivation, warum er stundenlang Schlamm aus Kellern schippt.
„Ich bin Christ und sehe es als meine Aufgabe an, meinen Nächsten zu lieben. Deswegen helfe ich hier super gern.“
Robert und seine Freundin Rufina nutzen ihren Urlaub, um Menschen in ihren schlimmsten Stunden beiseite zu stehen. „Ich wünsche mir, dass Leute durch unsere Hilfe Jesus kennenlernen“, sagt der 31-Jährige aus Unterfranken mit Nachdruck. Für ihn bedeutet das, die Not eines einzelnen Menschen wahrzunehmen und zu helfen. So wie dem Mann, der trotz Bandscheibenvorfall versuchte, Türen seines zerstörten Hauses zu tragen. Er ist nicht der Einzige, den es tief berührt, dass Menschen aus den unterschiedlichsten Regionen Deutschlands anreisen. Für Robert und das Team ist diese Hilfe selbstverständlich – sie sind motiviert durch Jesus, der uns in allen schweren Lagen ebenfalls beiseite steht.
Lida, die ursprünglich aus Weißrussland kommt, begeistert es vor allem, wie die Hilfe Möglichkeiten gibt, um den Betroffenen auch Gebet anzubeten.
„Wir haben gemerkt, dass sie offen sind für Gebet. Wir waren gerade bei einem Haus und haben aus dem Keller Wasser, Schlamm und alles Mögliche rausgeräumt. Und wir haben gefragt: ‚Dürfen wir für euch beten?‘ Und sie haben gesagt: ‚Ja, auf jeden Fall.‘ Und das ist so Hammer. Dadurch, dass wir helfen, werden die Menschen so offen.“
Und sie setzt hinzu: „Und ich finde es wirklich wichtig, dass wir mit diesen Menschen reden. Denn dann beginnen sie langsam das zu verarbeiten, was passiert ist.“
Schimmer der Hoffnung in Zeiten der Dunkelheit
Und so schippen und wuchten und schleppen und heben sie. Die schweren Eimer voller Schlamm gehen von Hand zu Hand – stundenlang. Und während die Ehrenamtlichen mit den Anwohnern mitleiden und von der Zerstörungswut der Wassermassen ebenfalls zu Tränen gerührt sind, so strahlen sie gleichzeitig Trost und eine Zuversicht aus, die wie Hoffnungsschimmer in einer dunklen Welt hervorleuchten. Denn die Ehrenamtlichen versuchen nicht nur den Wettlauf gegen die Zeit zu gewinnen und den immer härter werdenden Schlamm rechtzeitig aus den Häusern zu schippen, sondern sie wollen gleichzeitig die Liebe und den Trost Jesu weitergeben, den diese Menschen so dringend brauchen.