GESCHENKE FÜR GEFLÜCHTETE
Ukrainische Kirchengemeinden verteilen Schuhkartons und geben die Hoffnung von Jesus weiter
25. APRIL 2023 | UKRAINE
Seit Ausbruch des Krieges im Februar letzten Jahres sind Millionen Kinder in den Westen der Ukraine geflohen oder haben das Land verlassen. Und jedes von ihnen hat eine andere Geschichte – meist geprägt von Verwirrung, Angst und Trauma.
Die Kirchengemeinden in der Ukraine haben ein großes Herz dafür, Geflüchteten zu helfen und tun dies auf vielfältige Art und Weise, z. B. indem sie Unterkünfte und Nahrungsmittel bereitstellen. Allein durch Samaritan’s Purse wurden im vergangenen Jahr fast 70.000 Tonnen Lebensmittel bereitgestellt. Darüber hinaus arbeiten viele Gemeinden weiterhin mit „Weihnachten im Schuhkarton“ zusammen, um bedürftigen Mädchen und Jungen eine Freude zu bereiten und ihnen die frohe Botschaft von Jesus Christus zu bringen.
Rund 400.000 Schuhkartons werden in diesem Jahr landesweit von den Kirchengemeinden verteilt, jeder gefüllt mit einer Geschenkemischung aus Spielzeug, Kleidung, Hygieneartikeln, Schulsachen und anderen schönen Kleinigkeiten. Im Rahmen einer festlichen Weihnachtsfeier erhalten die Kinder ihre Geschenke und hören in kindgerechter Sprache von Jesus Christus und seinem Plan für die Welt. Anschließend werden sie zum Glaubenskurs „Die größte Reise“ eingeladen.
Viele Eltern haben mit ihren Kindern Schutz in der westlichen Stadt Lwiw gesucht, in der auch Pastor Fedir* lebt. Er und seine Kirchengemeinde gehören zu denen, die den Familien in dieser schweren Zeit mit geistiger und materieller Hilfe zur Seite stehen. Keine leichte Aufgabe. Gott zu dienen, während im eigenen Land Krieg herrscht, erfordert Flexibilität, um dort zu helfen, wo es am nötigsten ist.
Als er im Februar 2022 mit den Nachrichten von den ersten Angriffen aufwachte, wusste er sofort, dass sein Leben von nun an zwei Kapitel haben würde: vor dem Krieg und nach dem Krieg. „An diesem Tag wurde mir klar, dass alle meine Pläne hinfällig waren“, erzählt er. „Ich musste tun, was ich in dieser Situation tun musste.“
Und so baute er die Kinder- und Jugendarbeit seiner Gemeinde aus und integrierte geflüchtete Jungen und Mädchen. „Sie versuchen, ihre Gefühle zu verbergen“, sagt er, „aber manchmal sieht man ihnen an, dass sie tief in ihrer Seele verletzt wurden.“
Obwohl der Krieg viele Herausforderungen mit sich gebracht hat, ist sein oberstes Ziel das gleiche geblieben: „Das Wichtigste ist, dass die Kinder verstehen, dass Jesus ihr Retter sein möchte.“
Echte Freude für Geflüchtete Kinder in Lwiw
Pastor Fedir hat mit seiner Gemeinde in diesem Jahr zwei Schuhkartonverteilungen für geflüchtete Kinder organisiert. „Eltern, die vor dem Krieg fliehen und gleichzeitig versuchen müssen, Arbeit zu finden und für Unterkunft und Verpflegung zu sorgen, können sich nicht so sehr um ihre Kinder kümmern, wie sie es gerne würden“, erklärt er. Und die Kinder vermissen alles, was sie zurücklassen mussten: ihr Zuhause, ihre Freunde, ihr Spielzeug. Die Geschenke von „Weihnachten im Schuhkarton“ sind „ein ganz besonderer Lichtblick, denn es ist ihr eigener Schuhkarton mit ihren eigenen Geschenken“.
Bei beiden Schuhkartonverteilungen wurden mehrere Dutzend Kinder erreicht: Es gab Spiele, lebhafte Lieder und das Evangelium wurde kindgerecht präsentiert, von der Erschaffung der Welt bis zu Kreuz und der Auferstehung. Sowohl Kinder als auch Erwachsene wurden zum Glauben an Jesus Christus eingeladen.
Viele der Anwesenden waren Geflüchtete, die direkt aus der umkämpften Ostukraine kamen, darunter Familien aus Charkiw, Donezk und Saporischschja.
Dmitro* und seine Frau Alina* flohen mit ihren beiden Töchtern zu Beginn des Krieges und verbrachten fünf Tage in einem Luftschutzbunker in der Zentralukraine. „Wir haben Charkiw wegen unserer Kinder verlassen“, sagt Dmitro. Wochenlang lag die zweitgrößte Stadt der Ukraine unter schwerem Beschuss der russischen Streitkräfte.
Im März 2022 reiste Alina mit den Mädchen in die Slowakei und Dmitro zog nach Lwiw, bis sie sich dann im September letzten Jahres alle wieder in der Westukraine trafen. Die ganze Familie kam an einem kalten Winterabend in die Gemeinde von Pastor Fedir. „Wir sind so dankbar, dass die Gemeinde in diesen schweren Zeiten an die Kinder denkt“, sagt Dmitro.
An diesem Abend haben die siebenjährige Daryna* und die neunjährige Kalyna* ihre Schuhkartongeschenke bekommen und während die eine ihre graue Stoffkatze voller Freude in die Luft streckt, freut sich die andere über ihren grünen Plüschfrosch. „Sie sind so glücklich, es sind so viele Geschenke“, freut sich auch Alina über die Begeisterung ihrer Töchter.
Dmitro erzählt, dass er und seine Familie vor ihrer Ankunft in Lwiw wenig Interesse an Glauben oder Religion hatten. Aber jetzt, wo sie sehen, wie die Kirchengemeinde von Pastor Fedir Kinder und ihre Eltern willkommen heißt, wollen sie sogar am Glaubenskurs teilnehmen. „Wir haben heute gehört, dass es einen Glaubenskurs für Kinder gibt, und wir wollen hingehen“, sagt Alina.
Mehr Schuhkartons bringen mehr Möglichkeiten
Ein paar Tage später hat die 13-jährige Kateryna* ihren Schuhkarton bekommen – eine einzigartige Mischung aus einem Springseil, einer Wasserflasche, Hygieneartikeln, Malstiften und vielem mehr. Die angehende Sängerin und Pianistin möchte einfach nur in ihre Heimatstadt Charkiw zurück, doch das Haus ihrer Familie wurde von Granaten völlig zerstört. Obwohl sie ihre Freunde und Familie sehr vermissen, sagt ihre Mutter immer, dass sie nur zurückkehren können, „wenn all die schrecklichen Dinge enden“.
Bei der gleichen Schuhkartonverteilung sind auch die siebenjährige Anastasia* und die fünfjährige Ionna* aus der Donezk-Region. Die beiden lieben es, die Geschenke aus ihren Schuhkartons – Kämme, Puppen und andere Spielsachen – untereinander zu teilen. Und ihre Mutter Vira* ist glücklich, dass Anastasia an ihrem Geburtstag so einen besonderen Moment erleben darf.
Die Familie floh mit einem Evakuierungszug aus der Ostukraine, nachdem in ihrer Region ein Bombenanschlag verübt worden war. Sie waren zwar erleichtert, fliehen zu können, doch das Erlebnis war beängstigend. „Der Zug war mit zu vielen Menschen vollgestopft, wie Sardinen in einer Dose“, erzählt Vira über die Reise.
Jetzt leben sie in einer Siedlung in Lwiw, die speziell für Geflüchtete eingerichtet wurde. „Es ist schwierig“, sagt Vira. „Wir müssen hier bleiben. Das ist der einzige Ort für uns. Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt. Vielleicht wird der Krieg enden.“ Jeden Tag wird sie von Anastasia gefragt, wann sie heimgehen können – doch welche Antwort können Eltern ihren Kindern unter solchen Umständen schon geben?
Maria* und ihre neunjährige Tochter Feya* aus der Region Saporischschja leben in derselben Community wie Vira und ihre Töchter. Feya wurde mit einem Stirnband, einer Puppe, Mütze, Handschuhen und noch weiteren Geschenken beschenkt. „Für mich ist das hier sehr wichtig, weil sie so glücklich ist“, sagt Maria. „Wenn Kinder glücklich sind, sind ihre Eltern es auch.“
Maria ist dankbar für die Unterstützung, die sie durch Pastor Fedirs Kirche erhalten. „Wir sind begeistert von der Gemeinde, weil sie den Menschen hier so sehr hilft.“
Als Samaritan’s Purse schätzen wir die Zusammenarbeit mit Kirchengemeinden in der Ukraine sehr. Die Menschen sehen Christen in Aktion – wie sie sich um das körperliche und geistige Wohl von Erwachsenen und Kindern kümmern.
„Das Leben jedes Einzelnen wurde erschüttert, sowohl im Osten als auch im Westen der Ukraine“, erklärt Halya*, Mitarbeiterin von „Weihnachten im Schuhkarton“ in der Ukraine. „Der Krieg hat in den Menschen eine Sehnsucht nach Gottes Wort geweckt, um Frieden zu finden. Ihre Herzen sind weicher geworden.“ Mit Blick auf die Endzeit fährt sie fort: „Es sind die letzten Tage, das spüren wir. Umso wichtiger ist es, dass wir die Frohe Botschaft von Jesus Christus teilen – mit so vielen Menschen wie möglich und so schnell wie möglich“.
Betet mit uns, dass Gott den christlichen Leitern in der Ukraine Weisheit und Weitsicht schenkt, wie sie mit den Kindern während und nach dem Krieg umgehen sollen.
*Namen aus Sicherheitsgründen geändert