GESCHENKE FÜR GEHÖRLOSE KINDER
„Weihnachten im Schuhkarton“ erreicht taube Kinder in Namibia
24. MÄRZ 2023 | NAMIBIA
Es ist die leiseste Schuhkartonverteilung, die man sich vorstellen kann. Während die Kinder die Deckel der Schuhkartons öffnen und mit großen Augen ihre Geschenke bestaunen, kommt kaum ein Laut über ihre Lippen. Kein aufgeregtes Rufen, kein freudiges Quietschen. Doch das Leuchten in den Augen dieser gehörlosen Kinder erzählt von den gleichen Emotionen, die Kinder auf der ganzen Welt durch „Operation Christmas Child“ (bei uns bekannt als „Weihnachten im Schuhkarton“) erleben.
„Es hat mich sehr berührt, sie so glücklich zu sehen. Es ist, als hätte ich selbst ein Geschenk bekommen“,
sagt Klaudia, die die Gruppe der gehörlosen Kinder in Opuwo, Namibia, unterrichtet. Die Gebärdensprachlehrerin weiß, dass es für viele der Kinder das erste Mal ist, dass sie ein Geschenk erhalten. Die meisten der Mädchen und Jungen gehören zur Volksgruppe der Himba und leben abgeschieden in kleinen Dörfern mit Lehmhütten. Doch heute erleben sie grenzenübergreifende Nächstenliebe.
Ein neuer Start
Für fast alle dieser Kinder ist Klaudias Unterricht die einzige Möglichkeit, eine Schulbildung zu erhalten. Die nächste Schule ist weit entfernt und so wachsen die meisten dieser gehörlosen Kinder ohne Gebärdensprache oder andere Kommunikationsmittel auf.
Klaudia selbst ist nicht gehörlos und hat auch niemanden in ihrem Umfeld, der diese Einschränkungen hat. Sie hätte nie gedacht, dass sie sich einmal für diese Menschen einsetzen würde, bis Gott ihr diese Kinder aufs Herz legte. Sie begann Gebärdensprache zu lernen und ein Lehramtsstudium.
„Gott hat mich dazu berufen“,
sagt sie. „Es ist Liebe, die direkt aus meinem Herzen kommt. Die Kinder bringen mich zum Strahlen, sie sind mein Ein und Alles“.
Klaudias überfließende Liebe bringt langsam Heilung in die Seelen der Kinder. Denn viele von ihnen haben Missbrauch und Ausgrenzung erlebt. In der Himba-Kultur gelten Gehörlose als geistig behindert und nicht lernfähig wie hörende Kinder. Sie gelten zum Teil als verflucht oder werden für das Fehlverhalten anderer verantwortlich gemacht, auch wenn sie selbst keine Schuld tragen.
„Die Leute sehen nicht, dass diese gehörlosen Kinder genauso sind wie andere Kinder“, sagt die Gebärdensprachlehrerin. „Wir sind alle Menschen. Da gibt es keinen Unterschied.“
Und während Klaudia den Kindern die Grundlagen des Lesens und Schreibens beibringt, möchte sie ihnen auch vermitteln, wie sehr sie von Gott geliebt sind. „Das hat heute hier begonnen – mit den Geschenken von ‚Weihnachten im Schuhkarton‘.“
Völlige Veränderung
Kavari ist einer von vielen Schülern, die einen Schuhkarton erhalten haben. Bevor er in Klaudias Klasse aufgenommen wurde, kümmerte er sich um die Tiere der Familie. Nie hätte er gedacht, dass er einmal zur Schule gehen könnte.
Bevor er in die Klasse kam, hatte er noch nie einen anderen Gehörlosen getroffen. Die anderen in seinem Umfeld Kinder mieden ihn. „Manchmal haben sie mich geschlagen und geärgert“, erzählt er in Gebärdensprache. Nachts fühlte er sich besonders verletzlich, weil er nicht wusste, ob er wieder angegriffen wird.
Aber seitdem er zum Unterricht von Klaudia geht, ist alles besser. „Ich war so glücklich als ich gemerkt habe, dass ich nicht der Einzige bin, der taub ist“, erzählt er mit seinen Händen. „Jetzt lerne ich lesen und schreiben. Die Schule hat mein Leben besser gemacht.“
Auch bei seiner Familie und Freunden hat eine Veränderung stattgefunden. Sie sehen nicht nur, dass er lernen kann, sondern auch, dass er wirklich intelligent ist. „Meine Familie lächelt jedes Mal, wenn ich ihnen meine Aufsätze zeige“, sagt der Junge in Zeichensprache.
Als Kavari an diesem Tag zusammen mit den anderen Kindern einen Schuhkarton bekommt, ist er überglücklich. Vor allem der Fußball hat es ihm angetan. Doch am Ende sind es nicht die Geschenke, sondern das Heft „Das größte Geschenk“, das ihm am besten gefällt.
Er erzählt in Gebärdensprache: „Wir haben etwas über Gott und die Schöpfung gelernt. Wie wir einander liebhaben sollen und andere Kinder nicht schlecht behandeln. Das Heft ‚Das größte Geschenk‘ hat mich so glücklich gemacht. Ich kann sehen, wie Jesus betet.
„Am Anfang war ich nervös, aber als ich meinen Schuhkarton bekommen habe, habe ich gesehen, dass es Menschen gibt, die mich lieben. Ich habe gespürt, dass Gott mich liebt.“
Je mehr Klaudia den Kindern von Jesus erzählt, desto interessierter wird Kavari. Und er entscheidet sich, Jesus nachzufolgen. „Ich möchte meinen Freunden von Gott erzählen, weil Gott gut ist“, formt er mit seinen Händen.