BIS ANS ENDE DER WELT
Wie „Weihnachten im Schuhkarton“ Kinderherzen rund um den Globus berührt
14. APRIL 2023 | WELTWEIT
Tobias-B. Ottmar, Leiter der Kommunikation, nahm zusammen mit „Weihnachten im Schuhkarton“-Mitarbeitern am „Global Connect“ teil. Hier berichtet er, was ihn besonders bewegt hat.
Rasantes Wachstum einer besonderen Aktion
Ende März/Anfang April haben sich rund 4.400 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter von Samaritan’s Purse aus 112 Ländern zum dritten „Global Connect“ in Orlando getroffen. Weltweit ist die Aktion in den letzten Jahren immer schneller gewachsen – doch es gibt noch viel zu tun. 2014 – 21 Jahre nachdem Samaritan’s Purse die Verantwortung für die Aktion übernommen hatte – feierte man die Verteilung von 100 Millionen Schuhkartons. Neun Jahre später wurde nun ein weiterer Meilenstein überschritten: Mehr als 200 Millionen beschenkte Kinder. Wie lange wird es nun für die nächsten 100 Millionen brauchen? 50 Millionen haben in den vergangenen drei Jahrzehnten ein Nachfolgeprogramm wie zum Beispiel „Die größte Reise“ absolviert, in denen die Kinder mehr über Jesus erfahren können.
Doch bei all den großen Zahlen wurde eines auf dem Treffen vor allem sichtbar: Dass es um jedes einzelne Kind geht. Jedes Päckchen hat das Potenzial, das Leben eines Kindes und seines ganzen Umfeldes maßgeblich zu verändern. So hörte ich zig Geschichten von Verteilpartnern aus aller Welt, die von Kindern berichteten, die in ihrem Schuhkarton genau das Geschenk fanden, für das sie gebetet hatten oder das sie dringend benötigten: Ehemalige Empfänger berichteten selbst über ihre Freude über eine Zahnbürste, da sie sich nun keine mehr teilen mussten; andere freuten sich über Schulmaterialien oder ein ganzes Kunstset, weil das Mädchen – das den Schuhkarton erhielt – so gerne malt und bastelt.
Eine Gebetskoordinatorin berichtete über ein besonderes Ereignis: Das lokale Team wollte ein kleines Dorf aufsuchen, wo es bislang keine Christen gab. Der Dorfälteste schien von den bunten Päckchen angetan, vom christlichen Glauben hielt er aber nichts. „Ihr könnt gerne mit den Geschenken kommen, aber lasst euren Jesus zuhause!“, sagte er sinngemäß. Die Partner nahmen Rücksicht auf die Kultur und kamen mit den Geschenken. Im Paket eines Fünfjährigen waren Flip-Flops der Größe 50 eingepackt worden. Das Kind war der Enkel des Dorfältesten, der dringend neue Schuhe brauchte. Als er sie sah, warf er seine alten Schuhe weg, zog die neuen an und lud die Christen ein, doch von diesem Jesus zu erzählen, der solche (und noch ganz andere) Wunder ermöglichen kann.
Bereits kurz nachdem Samaritan’s Purse im Jahr 1993 die Verantwortung für die Aktion übernommen hatte, wurde dem internationalen Präsidenten Franklin Graham klar, dass es bei „Operation Christmas Child“ um mehr gehen muss, als um das Lächeln eines Kindes. Denn noch größer als die Freude über neue Stifte, ein Jo-Jo (das Highlight-Geschenk vieler Empfängerkinder) oder passende Kleidung ist die Erfahrung, geliebt zu werden: Sowohl vom Päckchenpacker als auch Gott, der die Kinder dort, wo sie sind, sieht und wahrnimmt. Immer wieder berichteten ehemalige Geschenkempfänger auf dem Kongress davon, wie sie den Schuhkarton quasi als Beweis annahmen, dass Gott sie nicht vergessen hat. Und der Lebensweg dieser Erwachsenen zeigt eindrücklich, was passieren kann, wenn Kinder ihr von Gott gegebenes Potenzial entdecken, Liebe erfahren und dadurch neues Selbstbewusstsein erhalten.
Hoffnung kommt an die Enden der Welt
Damit noch mehr Kinder diese Hoffnung erfahren können, arbeitet Samaritan’s Purse mit den ehrenamtlichen Leitungsteams in den verschiedenen Empfängerländern an der weiteren strategischen Ausrichtung der Aktion. Gezielt sollen insbesondere die Kinder erreicht werden, die bislang keine Chance hatten von Jesus zu hören – weil sie in Regionen leben, in denen es wenig Christen gibt oder der Zugang zur Bibel nicht oder kaum möglich ist. Dabei ist kein Hindernis zu groß, um Menschen die bunt verpackten Liebesbeweise zu bringen.
Ein Beispiel ist Pastor José aus Mexiko. Aufgrund einer Kinderlähmung kann er nicht richtig laufen und bewegt sich mit einem Roller fort. Über einen Radiosender wird er auch in abgelegenen Ecken seines Landes bekannt, als ihn die Anfrage aus einem Bergdorf erreicht, ob er nicht dorthin kommen könne, um zu predigen. Die Reise ist beschwerlich, doch wider aller Erwartungen schafft er es ins mexikanische Bergland, wo es weder fließendes Wasser noch Elektrizität gibt.
Die Menschen in den Bergdörfern heißen Pastor José mit offenem Armen willkommen – sie sind neugierig, was er ihnen zu sagen hat. Einige Zeit später erhalten die Kinder bunte Päckchen von „Weihnachten im Schuhkarton“ – und dank des kontinuierlichen Gebets der jungen Christen gibt es inzwischen auch in der entlegenen Region eine Schule und Elektrizität.
Berichte und Zeugnisse von Menschen, die Jesus lieben
Ein kultureller Höhepunkt war am Samstagabend ein Konzert mit dem bekannten christlichen Sänger Michael W. Smith, der selbst bereits einige Verteilungen begleitet hat. Für ebenso große Begeisterung sorgten die Auftritte von Marcos Witt und der in den USA populären Gospelsängerin CeCe Winans als Überraschungsgast.
Neben Gesang und Gebeten gab es auch noch weitere bewegende Momente: Etwa, als der Samaritan’s Purse-Vizepräsident für internationale Beziehungen, Ken Isaacs, das nationale Leitungsteam der Ukraine vorstellt und sich alle erheben, um den Ehrenamtlichen Respekt für ihren Einsatz im Kriegsland zu zollen. Bischof James Alexander der afrikanischen Inlandskirche im Sudan inspirierte mit seinem Beispiel für einen mutigen Einsatz für den Glauben. Mehrfach wurde er inhaftiert, weil er trotz Verboten für Jesus einstand – für ihn war jeder Gefängnisaufenthalt eine weitere Gelegenheit, anderen von Gott zu erzählen. „Nach 10 Minuten sangen wir gemeinsam christliche Lieder – und die anderen Häftlinge sangen so laut, dass die Wärter ankamen und sich wunderten.“
Doch selbst mit dem gemeinsamen Abendmahl und dem Schlusssegen war das Erlebnis noch nicht zu Ende: Auch auf der Rückreise kam man noch mit Ehrenamtlichen aus Empfängerländern ins Gespräch, die in Ländern mit eingeschränkter Religionsfreiheit aktiv sind. Sie und wir hoffen und beten für die nächsten 100 Millionen beschenkte Kinder – und für jedes einzelne Kind, das in diesem Jahr durch die Aktion erreicht wird.