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HILFE FÜR VERBRENNUNGSPATIENTEN IN ARMENIEN

13. OKTOBER 2023  |  ARMENIEN

Während zehntausende ethnischer Armenier aus Bergkarabach fliehen, helfen unsere medizinischen Teams Brandopfern – Überlebende einer Gasexplosion – auf ihrem langen Weg zur Genesung.

 

Edik hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, dass er jemals wieder laufen könnte.

Am 25. September 2023, den Tag der Explosion, war er mit seinem Cousin Valeri den ganzen Tag unterwegs. Bevor sie gemeinsam mit ihrer Familie aus Bergkarabach fliehen wollten, waren sie auf der Suche nach Benzin – wie so viele Menschen an diesem Tag.

Plötzlich gibt es einen unglaublichen Knall und Edik merkt, wie er durch die Luft geschleudert wird. Als er wieder zu sich findet, befindet er sich in einer Grube. Nur mit Anstrengung stolpert er aus dieser heraus und versucht zu verstehen, was gerade passiert ist.

Das nahegelegene Treibstofflager war explodiert. Edik hat Glück – er hat überlebt. 170 Armenier verlieren an diesem Tag ihr Leben, fast 300 weitere werden verletzt. Doch Edik hat Verbrennungen – fast die Hälfte seines Körpers ist mit tiefen Brandwunden im Gesicht, am Rücken und an den Gliedmaßen. Seine Beine und Hände waren am stärksten betroffen.

Armenien_Hilfe nach Explosion
Zu den Dutzenden von Katastrophenhelfern, die den fliehenden Armeniern helfen, gehören auch die auf Verbrennungen spezialisierten Teams von Samaritan’s Purse.

Doch so unglaublich, wie es klingt – er merkte nicht, wie schlimm er verletzt war. Sobald er sich aufgerappelt hatte, machte er sich wieder auf den Weg zu seiner Familie. Doch statt der leeren Benzinkanister trug er jetzt die immer größer werdende Sorge, wie er mit seiner Familie fliehen konnte.

„Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht das Gefühl, dass ich stark verletzt war. Ich dachte, es geht mir gut. Aber dann konnte ich drei Tage lang nichts essen – nur Wasser trinken – und mich überhaupt nicht mehr bewegen“, erzählt er. Sein Körper ist immer wieder kurz davor in Schockstarre zu verfallen, doch er kämpft mit aller Kraft dagegen an – schließlich brauchte ihn seine Familie.

Reaktion auf die Krise

Seit dieser jüngsten Eskalation des Konflikts in Bergkarabach sind mehr als 100.000 ethnische Armenier, darunter auch Edik und seine Familie, aus der umkämpften Region geflohen. Die humanitäre Krise verschärfte sich mit der unerklärlichen Gasexplosion.

„Das Ausmaß der Katastrophe gehört wahrscheinlich zu den schlimmsten, die ich in meiner 27-jährigen Erfahrung in der Behandlung von Verbrennungen erlebt habe. Das Ausmaß des Leids hier übersteigt das menschliche Vorstellungsvermögen.“

Joany McDougail, Krankenpfleger in unserem Katastrophenteam (DART)

Am Sonntag, dem 8. Oktober, landete unsere DC-8-Maschine in Armenien mit mehr als 27 Tonnen Hilfsgütern, darunter medizinische Hilfsgüter, Lebensmittel, Decken und Solarleuchten, um notleidenden Familien zu helfen, die aus ihren Häusern fliehen mussten. Derzeit sind 28 Mitarbeiter von Samaritan’s Purse in Armenien im Einsatz. Darunter befinden sich auch auf Verbrennungen spezialisierte Teams, um gemeinsam mit unseren kirchlichen Partnern und Krankenhäusern vor Ort den dringendsten Bedarf zu decken.

Seit Beginn unserer Hilfe haben unsere Verbrennungsspezialisten mehrere Dutzend Brandopfer mit Wundversorgung und Hauttransplantationen sowie in den schwersten Fällen mit postoperativer Physiotherapie behandelt.

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Physiotherapeutin Jessica Burger ist auf die Heilung von Verbrennungen spezialisiert und gibt Brandopfern in Armenien Hoffnung, dass sie sich wieder bewegen und gehen können.

„In letzter Zeit ging es drunter und drüber, aber auf die bestmögliche Weise. Gott hat uns genau zum richtigen Zeitpunkt hierher geschickt. Es gibt hier keine anderen Organisationen, die den Armeniern in dieser speziellen Brandsituation helfen könnten“, sagt Jessica Burger. Sie ist Physiotherapeutin und Teil unseres Katastrophenteams (DART).

Jessicas physiotherapeutische Fähigkeiten sind von entscheidender Bedeutung, um den Patienten zu helfen, ihre Unabhängigkeit und Mobilität nach solch schweren Schäden an Hautschichten, Muskeln und Bindegewebe wiederzuerlangen. Edik war einer ihrer ersten Patienten nach ihrer Ankunft in der Region.

„Der Schmerz war so unerträglich“

Jedes Mal, wenn Edik sich bewegte, war es eine Qual für ihn und seine Verzweiflung wurde immer größer.

„Nach meiner zweiten Operation am Bein hatte ich keine Hoffnung mehr, dass ich jemals wieder laufen könnte, weil die Schmerzen so unerträglich waren“, sagt er. Die Tränen laufen ihm über das Gesicht, als er sich an die dunklen Momente erinnert, die er in den letzten Wochen erlebt hat. „Mir ist klargeworden, dass der geistige und emotionale Schmerz viel tiefer geht als der körperliche.“

Jessica Burger weiß, dass ihre Arbeit mit Verbrennungspatienten zunächst körperlich, aber letztlich auch emotional und spirituell ist, wenn sie ihren Weg zur Genesung beginnen. Es ist ein langer Weg.

Bei ihrer täglichen Arbeit geht es darum, Patienten strategisch zu mobilisieren, um ihren Körper zu stärken und weiteren Verletzungen vorzubeugen. Für einige bedeutet das, sich selbst aufzusetzen. Für andere bedeutet es, wieder laufen zu lernen.

„Meine Aufgabe ist es, Bewegung als Medizin einzusetzen, um ihnen bei der Heilung zu helfen“, sagt sie.

Jessica sagt, dass die meisten Brandopfer mit Entmutigung und Depression zu kämpfen haben. Darum tun unsere Mitarbeiter alles, um den Patienten nicht nur auf physischer Ebene zu helfen. Und es wirkt – die Stimmung wird besser von Tag zu Tag.

„Sie sind eine lustige Gruppe von Jungs in Ediks Zimmer. Sie sind bereit und willig zu arbeiten. Die Jungs ermutigen sich gegenseitig bei den Übungen. Die Kameradschaft ist genauso heilsam wie die Therapie, weil sie alle dasselbe Trauma durchgemacht haben“, erzählt sie.

Schritt für Schritt zur Hoffnung

In den wenigen Tagen, in denen Edik mit Jessica arbeitet, geht es ihm viel besser. Selbst wenn er ab und zu ein paar Tränen verdrückt, lächelt er und erzählt von seinen Fortschritten.

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Der Zuspruch von Spezialisten gibt den armenischen Brandopfern Hoffnung für die Zukunft.

„Ich habe sie [Jessica] gefragt, ob sie mir beim Stehen helfen kann“, erzählt Edik. „Mit ihrer Hilfe konnte ich zum ersten Mal stehen und einige Bewegungen machen.“

Nur zwei Tage, nachdem Jessica die Physiotherapie mit Edik angefangen hat, beginnt er wieder zu laufen.

„Vor zwei Tagen war ich noch so deprimiert, dass ich dachte, ich würde nie wieder aus dem Krankenhaus herauskommen“, sagt er.

„Aber dank Jessica habe ich wieder Hoffnung. Ihre positive Einstellung hat in diesem Krankenhaus eine Menge verändert. Ich bin sehr dankbar für sie. Wenn sie kommt, gibt sie uns Hoffnung. Vielen, vielen Dank!“

 

Unsere beiden auf Verbrennungen spezialisierten Teams unterstützen die armenischen Krankenhäuser vor Ort weiterhin mit intensiver Wundversorgung und -reinigung sowie Hauttransplantationen und Physiotherapie. Aber am wichtigsten ist, dass sie mit den Patienten beten und sie daran erinnern, dass Gott einen Plan für ihr Leben hat, weil er sie liebt.

Beten Sie mit uns für Armenien. Beten Sie für die körperliche und geistliche Genesung dieser armenischen Brandopfer. Beten Sie für unsere DART-Mitarbeiter (Katastrophenhelfer), die in dieser schweren Zeit die Liebe Jesu verkörpern wollen und sowohl den Patienten als auch dem örtlichen Krankenhauspersonal Licht bringen.

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