Hoffnung ist warm
Erstarrte Seelen tauen auf durch die Arbeit von „Hoffnungsvoll“ und „Alabaster Jar“
16. JANUAR 2023 | DEUTSCHLAND
Als im Herbst letzten Jahres Gerüchte von Blackouts und kalten, dunklen Wintertagen laut wurden, machte sich Angst breit. Was würden kalte Büros und Wohnungen für Kinder, Ältere, Kranke bedeuten? Und wie ließe sich Weihnachten feiern, wenn wir das Dunkel der längsten Nächte des Jahres nicht mit unzähligen Lichtern erhellen konnten?
Die Angst vor dem Blackout hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet. Doch in die Knochen und Herzen ziehende Kälte und Lebensmut-verlierende Dunkelheit sind für Menschen ohne Obdach mehr denn je Realität.
Denn wie lässt sich Schlaf finden, wenn der kalte Wind Nacht für Nacht durch das billige Zelt fegt? Wenn man grundsätzlich Angst vorm Schlafen hat, weil die Angst zu erfrieren oder angezündet zu werden so real sind? Und wenn das Licht der Hoffnung mit jedem Menschen, der beim eigenen Anblick die Straßenseite wechselt, kleiner wird?
Kein Mensch kann diese quälenden Fragen für lange Zeit aushalten. Und so stumpfen viele Wohnungslose ab.
„Gefühle kann man abstellen“,
sagt Jan, der seit vier Jahren auf den Kölner Straßen lebt. „Das kann man lernen. Das ist ein langer Prozess. Aber man kann sie abstellen. Genauso wie das Kältegefühl.“
Doch dieser Schutzmechanismus, der Menschen ohne Obdach vor weiterer Verletzung schützt, nimmt ihnen gleichzeitig die Möglichkeit zu lieben, zu hoffen und einfach Mensch zu sein.
Darum ist die Arbeit unseres Projektes Hoffnungsvoll auch so bemerkenswert. Denn Woche für Woche gehen Ehrenamtliche auf die Straße, die nicht nur heißen Tee und warme Schlafsäcke dabei haben, die die abgestellten Gefühle langsam wieder auftauen, sondern auch Liebe. Denn erst, wenn ein Mensch wieder fühlen und hoffen kann, ist Veränderung möglich.
Michal: Vom Drogendealer zum Missionsschüler
So wie bei Michal. 15 Jahre Heroinabhängigkeit, Kriminalitätsdelikte und Gefängnisaufenthalte haben den Polen verändert.
„Auf der Straße habe ich alles verloren – meine Beziehungen, meinen Verstand“, erzählt er. Und kaum einer – am wenigsten er selber – glaubt, dass sein Leben jemals wieder anders wird.
Doch im Mai 2021 trifft er die treuen Mitarbeiter von Hoffnungsvoll. Sie sehen nicht nur seine äußeren Umstände oder Fehlentscheidungen, sondern sehen vor allem einen Menschen, geschaffen nach Gottes Ebenbild. Und durch ihr echtes Interesse, regelmäßige Besuche, unzählige Gespräche und einer Liebe, die auf Jesus hinweist, bricht langsam sein erstarrtes Gefühlsgerüst auf.
Er beginnt zu beten, die Bibel zu lesen und bittet Gott um Veränderung. In der christlichen Therapie, die Hoffnungsvoll ihm vermittelt, begreift er, dass nur Jesus sein Leben komplett neu machen kann.
„Ich hatte vorher überall nach Hilfe gesucht, aber nur durch die Begegnung mit Jesus bin ich eine neue Person geworden.“
Inzwischen ist Michal Student einer Missionsschule in Amsterdam. Zum Adventskonzert erzählt er, wie Jesus ihm Freiheit und Hoffnung geschenkt hat. „Er hat es für mich getan und er kann es auch für euch tun“, sagt er zu den rund 64 anwesenden Wohnungslosen.
„Gott ist eure Hoffnung. Und Gott ist der Vater, der euch liebt.“
Michal ist nicht der Einzige, der durch Christen, die nicht so schnell aufgeben, neues Leben und neue Hoffnung gefunden hat.
Da ist Florian, der viele Jahre selber Drogen genommen und gedealt hatte. Inzwischen ist er Leiter einer Obdachlosenarbeit in Darmstadt und hilft anderen „hoffnungslosen Fällen“ beim Ausstieg.
Oder Wladimir, der seine schlimmste Zeit so zusammenfasst: „Drogen, Diebstähle, Schlägereien, Kriminalität, fünf Jahre Gefängnis, fünf Überdosen, mehr als 35 Entgiftungen und sechs staatliche abgeschlossene Langzeittherapien. Bei meiner letzten Therapie haben die Ärzte mir offiziell bescheinigt, dass ich nicht therapierbar bin.“
Doch dank des Einsatzes von Christen, die ihm zu einer christlichen Therapie verhelfen, ist er inzwischen frei von seinen Abhängigkeiten. Er hat eine Familie und arbeitet in einer christlichen Reha-Einrichtung, wo er Männer mit ähnlichen Problemen hilft, ein neues Leben zu starten.
Alabaster Jar: Erstarrten Seelen neues Leben einhauchen
Doch nicht nur durch unser Projekt Hoffnungsvoll tauen erkaltete Herzen auf und zieht wärmende Hoffnung ein. Auch unser Projekt Alabaster Jarhaucht erstarrten Seelen neues Leben ein.
So kümmert sich das Team in Berlin um Frauen, die durch Missbrauch – nicht selten von Kindesbeinen an – in Zwangs- und Armutsprostitution gefangen sind. Frauen, die jeden Tag eine Maske aufsetzen; die lächeln, obwohl sie schreien wollen; die gebrochen wurden, damit sie Ware sein können. Und ähnlich wie Menschen ohne Obdach haben diese Frauen aus Selbstschutz ihre Gefühle erkalten lassen.
Die Arbeit mit diesen Frauen braucht Zeit. Denn wie kann Vertrauen entstehen, wenn man jahrzehntelang gelernt hat, Hoffnung im Keim zu ersticken? Wie kann man ein neues Leben beginnen, wenn Zuhälter, Freier, Gewalt und Todesangst das Einzige sind, was man kennt?
Doch die Mitarbeiter von Alabaster Jar zeigen diesen Frauen mit ausgesuchten Liebesbeweisen und dauerhaftem, echtem Interesse, wie die Liebe Gottes für sie aussieht. Mit Geschenken wie Hand- und Zehenwärmer, Winterstiefeln und Handschuhen sagen sie ihnen:
„Wir wünschen dir, dass du aus diesen Zwängen von Ausbeutung loskommst. Doch wir wissen, wie schwer das ist. Und deswegen bleiben wir an deiner Seite – bis deine Seele wieder fühlen, glauben und hoffen kann, dass ein Neuanfang möglich ist.“
Und dann erleben die Mitarbeiter von Zeit zu Zeit, wie plötzlich etwas aufbricht.
Wenn Lara*, nach der Lesung der Geschichte vom verlorenen Sohn (Lukas 15,20‒24) mit Tränen in den Augen sagt: „Ich wusste nicht, dass es so eine Geschichte in der Bibel gibt!“ Und dadurch anfängt, jeden Abend die Bibel zu lesen, die ihr die Mitarbeiter schenken.
Oder Sophie*, die in ihre Übersetzungsapp tippt: „Ich war einsam und traurig, aber dann kamt ihr zu Besuch. Ich danke euch!“, nachdem das Team ihr ein Weihnachtsgeschenk überreicht hatte. Oder Anna*, die von uns Zugang zu Lobpreismusik in ihrer Muttersprache erhält:
„Ich habe die ganze Nacht geweint, als ich die Musik hörte. Und danach fühlte ich mich wie reingewaschen und erneuert.“
*Namen geändert
Die Mitarbeiter von Hoffnungsvoll und Alabaster Jar begegnen den Menschen auf der Straße mit einer Liebe, die die erkalteten Schichten ihrer Seele langsam auftaut. Sie sehen nicht das Verhalten oder ihre Entscheidungen, sondern wie „wunderbar und einzigartig“ (Psalm 139,14) sie geschaffen wurden. Und sie glauben, dass die Liebe Gottes und die Tat Jesu das Einzige sind, das sie von einem Leben in Kälte und Hoffnungslosigkeit in ein Leben von Freiheit und wärmender Liebe führen kann.
Schenke jetzt Menschen Hoffnung, die wärmt