Kinder schützen & stärken
„Weihnachten im Schuhkarton“ hilft rumänischen Kindern
21. JULI 2023 | RUMÄNIEN
Drei Jahre lang hatte Elisa versucht ein Kinderprogramm zu starten – doch vergeblich. Die Menschen in dem kleinen rumänischen Dorf Călinești waren grundsätzlich skeptisch und wussten zunächst nicht, was sie von der jungen Frau halten sollten.
Aufgrund ihrer Heirat war Elisa in das kleine Dorf gezogen und wollte nur eines: sich in Kinder investieren. Denn sie weiß, dass viele Kinder in Rumänien vernachlässigt und einsam aufwachsen. Und oftmals braucht es nur ein wenig Motivation, ein paar kreative Angebote und eine liebevolle Haltung, um einen Riesenunterschied zu machen.
Als „Weihnachten im Schuhkarton“ nach Călinești kommt, beginnt sich diese Veränderung breitzumachen.
Zusammen mit Ehrenamtlichen aus ihrer alten Heimatgemeinde bereitet Elisa eine Weihnachtsfeier für die Kinder im Dorf vor. Sie singen Lieder, erzählen die biblische Weihnachtsgeschichte und am Ende erhält jedes der Kinder einen Geschenkkarton überreicht. Statt lauter Jubelrufe, wie bei anderen Verteilungen, geht es hier viel ruhiger zu.
Viele der Kinder beäugen ungläubig ihre Schuhkartons – so, als wären sie nicht sicher, ob sie die Kostbarkeiten in ihrer Hand behalten dürfen. Fast scheint es ein heiliger Moment zu sein. Ein Moment, in dem der Himmel ganz leicht aufreißt und das Licht von Weihnachten vorsichtig seinen Weg bahnt.
„Was hier heute passiert ist, ist ein Wunder“,
erzählt Elisa später. Nie hätte sie sich träumen lassen, Schuhkartons mit süßen Kuscheltieren, warmen Pullis und hochwertigen Schulsachen überreichen zu können. Sie weiß, dass Schuhkartonpacker im deutschsprachigen Raum keine Mühen gescheut haben, damit die Kinder des kleinen rumänischen Dorfes wissen, wie sehr sie geliebt sind. Und dafür ist sie unglaublich dankbar.
Als Elisa die Mädchen und Jungen zum Nachfolgekurs „Die größte Reise“ einlädt, kommen mehr Kinder, als sie gedacht hat. Und sie blüht darin auf, wenn sie die Geschichten der Bibel in kindergerechter Sprache erzählt oder mit den Kindern zusammen christliche Lieder singt.
Es ist unübersehbar, wie die Kinder ihr vertrauen und mehr über diesen Gott lernen wollen, der ihnen in allen Lebenslagen zur Seite stehen will. Und so kommt jeden Sonntag eine immer größer werdende Kinderschar in die kleine Dorfkirche zum Kurs „Die größte Reise“.
Wie wichtig dieses Angebot ist, zeigt sich, als Elisa von den Hintergründen der Kinder zu erzählen beginnt. Da sind Adriana* und Mihai*, die bei ihrer Großmutter leben.
„Sie haben viele, viele Probleme zu Hause“,
sagt Elisa mit trauriger Stimme. Und dabei meint sie nicht nur die unglaubliche Armut, in der die beiden Kinder leben, sondern auch die Schläge, die sie von ihrer Großmutter bekommen.
Foto: Adriana (mit blauer Mütze) lebt zusammen mit ihrem Bruder bei der Großmutter.
Elisa erzählt, wie sehr sich die beiden Kinder verändert haben, seitdem sie das Angebot wahrnehmen. Früher waren beide Unruhestifter und vor allem Mihai war immer auf Ärger aus. Doch seitdem sie jede Woche ganz wissbegierig mehr über Jesus lernen, hat sich ihr Verhalten komplett geändert. Mihai sagt:
„Ich liebe ‚Die größte Reise‘ und würde alles dafür tun, um zu kommen – selbst, wenn Oma dagegen ist.“
Auch Margareta*, Sergiu* und Iulia* haben kein einfaches Leben. Seit der Scheidung ihrer Eltern ist vieles schlimmer geworden. Ihr Vater hat sich gut um seine Kinder gekümmert, aber jetzt leben sie bei der Mutter, ihrem neuen Mann und dessen Kindern. Besonders besorgt ist Elisa über den sehr jungen Stiefvater und die Gefahr, die von ihm ausgehen könnte – vor allem für Margareta.
Elisa versucht, so gut es geht, ein Auge auf die Kinder zu haben. Als sie zu Weihnachten kein Essen haben, weil die Eltern nicht arbeiten, kocht sie für die ganze Familie ein Weihnachtsmenü.
Foto: Margareta mit ihrer kleinen Schwester Iulia. *Namen geändert
Während der regelmäßigen Treffen in der Gemeinde versucht sie die Kinder zu stärken und ihnen zu zeigen, welchen Wert sie in Gottes Augen haben. Sie hofft, dass die Schuhkartons den Kindern zeigen, dass es eine Liebe gibt, die sich nicht mit dem vergleichen lässt, was sie zuhause erleben.
Margaretas Lieblingsgeschenk ist ein Zeichenblock – ein Bild dafür, dass Gott uns durch Jesus ein neues Leben, einen neuen unbeschriebenen Block schenken möchte. Und dass das Bild, das Jesus in unser Leben malen möchte, so viel bunter und schöner ist, als das, was wir für unser eigenes Leben jemals selbst zeichnen könnten.
„Ich sehe große Veränderungen in den Kindern“,
erzählt Elisa, während sie ihren eigenen Sohn im Arm hält. Sie liebt die Mädchen und Jungen ihres Dorfes so sehr wie ihre eigenen. Und es tut ihr im Herzen weh, dass einige von ihnen ohne die Unterstützung aufwachsen, die sie brauchen. Umso mehr will sie für diese Kinder da sein und ihnen ein Fundament geben, auf dem sie ihr Leben aufbauen können.
Sie wünscht sich, dass diese Kinder Schutz bei Gott finden und durch sein Wort und seine Gegenwart gestärkt werden. Und „Weihnachten im Schuhkarton“ hilft ihnen dabei.