LEBEN RETTEN IM SUDAN
Geflüchtete Familien bekommen neue Hoffnung in dem von Krieg gebeutelten Land
04. SEPTEMBER 2024 | SUDAN
Jeden Morgen, lange vor Tagesanbruch, ist Nadia* zum örtlichen Markt gependelt, um Tee und Kaffee an verschlafene Einwohner zu verkaufen, die gerade in ihrer Stadt im südlichen Sudan aufwachten. Sie musste sehr früh aufstehen, damit sie ihre Geschäfte vor Beginn der Schule durchführen konnte. Obwohl sie Mutter von drei Kindern ist, hatte sie einen regelrechten Hunger nach Bildung – auch wenn das bedeutete, auf etwas mehr Schlaf zu verzichten. Sie wollte ihren Traum von einer Schulbildung, der durch den Krieg in ihrer Kindheit unterbrochen worden war, nicht aufgeben.
So war Nadia tieftraurig, als der Krieg im letzten Frühjahr erneut ausbrach. Es fühlte sich an, als wären ihre Träume und die ihrer sudanesischen Mitbürger ausgelöscht worden, zusammen mit dem Anschein von Normalität, den sie und ihre Familie genossen hatten, seit vor einigen Jahren ein fragiler Friede in ihrem Land eingezogen war.
Bewaffnete Gruppen begannen im April 2023, Dörfer und Städte im ganzen Land zu überfallen – sogar der belebte Markt, auf dem sie Tee und Kaffee verkauft hatte, um ihre Familie zu unterstützen, wurde zum Ziel. Ihre einzige Einkommensquelle war zu einem gefährlichen Unterfangen geworden; auch die Schule wurde geschlossen.
Gelähmt von Angst versteckte sich Nadia mit ihrer Familie zu Hause, ohne Nahrung oder Wasser, und lebte in Isolation und Unsicherheit.
Schließlich hatte sie keine andere Wahl mehr und riskierte die Flucht mit ihren Kindern.
„Ich entschied, dass ich nicht mit meinen Kindern in meinem eigenen Haus bleiben und sterben will. Ich hörte von ganzen Familien, die bei Fluchtversuchen sterben, aber wir schafften es aus der Stadt und hinaus in die Wildnis.“
Zwei Tage lang reisten sie durch die erdrückende Hitze der Trockenzeit, ohne Nahrung und mit wenig Wasser. Die ständige Bedrohung durch bewaffnete Gruppen lastete während des gesamten Weges auf ihnen. Schließlich erreichten sie humpelnd ein Lager mit fast 50.000 Flüchtlingen.
Hilfe kommt an
Nur wenige Tage nach ihrer Ankunft versorgte Samaritan's Purse Nadia und Tausende andere mit Säcken voller Mais, Bohnen, Öl und Salz – eine Menge die ausreicht, um eine Familie einen Monat lang zu ernähren.
„Ich bin froh, meine Kinder ernähren zu können und dass sie keinen Hunger leiden. Wenn ich schlafe, denke ich daran, wie wir fast verhungert wären und wie diese Nahrung unser Leben gerettet hat.“
Seit die Gewalt im letzten Jahr in den Sudan zurückgekehrt ist, unterstützt Samaritan's Purse geflüchtete Familien in Kordofan. Wir stellen sowohl Lebensmittel als auch medizinische Versorgung im Namen Jesu bereit. Außerdem haben wir saubere Wasserquellen installiert, sowie die sanitären Einrichtungen und die Hygiene durch Frischwasserbrunnen und Latrinen verbessert, um lebensbedrohliche wasserbedingte Krankheiten zu verhindern.
Seit April 2024 schickt Samaritan's Purse Lkw-Konvois in das Gebiet, beladen mit Nahrung, nahrhafter Erdnusspaste, die speziell für Kleinkinder entwickelt wurde, und Notunterkünften. Bisher haben wir mehr als 12.000 Tonnen Lebensmittel in die Region gebracht, die an Bedürftige verteilt werden – darunter Mütter und Babys.
Unsere umfassende Reaktion auf die Krise im Sudan hat dazu beigetragen, Zehntausende von Leben zu retten.
Mehr Hilfe wird benötigt
Wir preisen Gott für die Tausenden, die durch die Nahrungsmittelhilfe von Samaritan's Purse lebenswichtige Unterstützung erhalten haben, aber wir beten weiterhin auch für die vielen anderen Menschen im Land, die von Hunger bedroht sind.
Dara*, eine Mutter von neun Kindern, lebt in einem Lager in der Nähe von Nadia. Zwei ihrer Söhne hat sie im Chaos verloren, als bewaffnete Kräfte ihr Dorf überfielen. Sie weiß nicht, wo sie sind oder ob sie noch leben.
„Alles, was ich tue, ist, an meine verlorenen Kinder zu denken“,
sagte sie mit einem abschweifenden Blick in die Ferne. Ihre vierjährigen Zwillinge, die bei ihr sind, leiden an lebensbedrohlicher Unterernährung.
So erschöpft sie auch ist, Dara vertraut weiterhin auf Gott als ihren Versorger.
„Was mich weitermachen lässt, ist mein Glaube an Gott. Er hat es geschafft, mich hierher zu bringen, vielleicht wird Er mich sicher von hier wegbringen und zurück zu meinen Jungen.“
Bevor unsere Konvois in Kordofan eintrafen, mussten viele wie Dara und ihre Kinder Blätter oder Baumsaft essen.
Da nun die Regenzeit angebrochen ist, beten Sie bitte dafür, dass es uns gelingt, trotz der widrigen Straßenverhältnisse, Nahrungsmittel in die Region zu schaffen. Sie können helfen, Hunderttausende von Menschen zu ernähren.
Beten Sie für Dara, Nadia und ihre Familien, da sie einer ungewissen Zukunft entgegensehen. Beten Sie, dass Gott das Samaritan's Purse-Team vor Ort stärkt und dass die Nahrung sicher und rechtzeitig in diesen Lagern ankommt. Beten Sie für einen dauerhaften Frieden im Sudan.
* Namen aus Sicherheitsgründen geändert.