TATEN DER BARMHERZIGKEIT
Helmut Diefenbach berichtet, wie Barmherzigkeit die Ukraine verändert
19. FEBRUAR 2024 | UKRAINE
Helmut Diefenbach hatte nicht vor, Katastrophenhilfe für Kriegsbetroffene zu leisten. Als im Februar 2022 der Krieg in der Ukraine ausbrach war er mit seinen anderen Projekten, u. a. der Obdachlosenarbeit in Berlin, gut beschäftigt. Doch während seine Frau bereits wie ein Weltmeister für die unglaubliche Not der Ukrainer betete, musste Gott Helmut erst liebevoll in die richtige Richtung stoßen. So hörte er eines Abends, wie Gott ihn aufforderte am Berliner Hauptbahnhof beten zu gehen. „Und als ich dort betete, sah ich die Augen der Frauen und die Augen der Kinder, dieses Suchen, dieses Hilflose, dieses Orientierungslose. Und Gott hat mich gefragt: ‚Helmut, was ist deine Antwort?‘“
Ihm ist sofort klar – in dieser Krise reicht es nicht aus, nur gute Gebete zu sprechen. Gott erwartete, dass er selbst aktiv wurde.
Zuhause berichtet Helmut seiner Frau: „Ich muss mein Leben ändern. Irgendwie will Gott, dass ich mich für die Ukraine einsetze.“ Ihre Reaktion ist eindeutig: „Endlich bist du aufgewacht!“ Bereits zwei Wochen lang hatte sie dafür gebetet, dass ihr Mann sich Gott in dieser Krise zur Verfügung stellt.
Ein erster spontaner Hilfstransport
Innerhalb einer Woche organisiert Helmut Diefenbach einen Hilfsgütertransport. Er und ein paar weitere hingegebene Christen wollen dringend benötigte Hilfsgüter nach Moldawien fahren und ein Projekt unterstützen, das von Flüchtlingen aus der Ukraine völlig überrannt wurde. Doch auf dem Weg dorthin erhält Helmut eine Nachricht, stattdessen direkt in die Ukraine zu reisen. Normalerweise ist er spontan und immer für Planänderungen bereit. Doch selbst ihm ist sofort klar, dass sie nicht ausreichend für eine Reise in die Ukraine vorbereitet sind – sie haben keine Ladeliste, keine Zollpapiere, keine Versicherung, nichts. Doch sie beten und vertrauen, dass Gott ihnen die Türen öffnet, die sie brauchen. Und Gott tut es. Und erlaubt dem Team, einen Einblick in die unglaubliche Not der Ukrainer und die Hilfsmöglichkeiten zu bekommen. Ihnen ist schnell klar: Das war keine einmalige Aktion.
„Bei unserer ersten Reise in die Ukraine haben wir gemerkt: Es bedarf verlässlicher Partner und einem Marathon, nicht einem Sprint“,
erzählt Helmut hinterher.
Zusammen mit verschiedenen Kirchen, Projekten und Samaritan’s Purse beschließen sie, diese verlässliche Arbeit zu starten und sich verbindlich für die Menschen in der Ukraine einzusetzen.
Tausende Menschen beten für euch
Seitdem reist Helmut regelmäßig in die Ukraine und bringt neben Sachspenden vor allem eines mit: Ermutigung und Hoffnung. „Wenn wir in die Ukraine fahren und den Menschen sagen: ‚Tausende Menschen in Deutschland und Europa beten für euch‘, dann bekommen sie schon ganz glasige Augen. Und wenn man dann noch sagt: ‚Ihr seid nicht allein‘, dann fließen die Tränen“, berichtet Helmut, der immer wieder hautnah miterlebt, wie heilsam Gemeinschaft und Solidarität sind.
Helmut und sein Team haben bestimmte Orte, die sie immer wieder anfahren, u. a. Kiew, Winnyzja und die Region Cherson. Dort kennen sie inzwischen die Christen, die sich ununterbrochen seit zwei Jahren für ihre Landsleute einsetzen. Diese Menschen will das Team stärken und in ihrem Dienst unterstützen.
„Wir arbeiten beispielsweise mit Militärseelsorgern zusammen, die ganz bewusst an die Front gehen“, erzählt Helmut. „Und jeder einzelne Seelsorger berichtet, dass wenn sie zu den Soldaten kommen, diese sagen: ‚Es ist schön, dass ihr uns was mitbringt. Aber es reicht, wenn ihr uns besucht und wenn ihr für uns betet, denn wir wissen nicht, ob wir morgen noch am Leben sind.‘“
Die Seelsorger gehen ebenfalls in die Lazarette und betreuen jungen Soldaten, die in dem furchtbaren Krieg Arme und Beine verloren haben. Helmut ist bei jedem Besuch aufs Neue beeindruckt, wie die dazugehörige Kirchengemeinde mit rund 120 Mitgliedern jede Woche ca. 150 Kriegsverletzte besucht und ihnen mit Hoffnung, Trost und der Botschaft Jesu beisteht. Und er ist dankbar, dass diese wertvolle Arbeit dank der Unterstützung aus Deutschland möglich ist.
Hilfe und Hoffnung für zerstörte Orte und Seelen
Auch in der Region Cherson braucht es die Arbeit der Christen, um die Zerstörung und Gewalt zu verarbeiten. „Die Menschen dort haben Furchtbares erlebt. Mütter haben ihre 15-, 20-jährigen Töchter mit Kuhdung eingeschmiert, damit sie nicht vergewaltigt werden. Ich habe eine Familie kennengelernt, die ein halbes Jahr im Keller gelebt hat“, berichtet Helmut.
Die unglaubliche Zerstörung der Region spiegelt die Seelenlandschaft der Bewohner wider. Umso wertvoller ist es, dass nach der Befreiung Christen die ersten waren, die Hoffnung und Hilfe in die Region brachten.
„Christen brachten Hilfsgüter und beteten mit den Bewohnern. Jetzt gibt es in jedem Ort eine christliche Gruppe“, erzählt Helmut.
„An einem Ort haben wir ein großes Veranstaltungszelt geliefert und das ist jetzt der einzige Ort, an dem man sich im Dorf treffen kann, weil alles andere zerstört wurde.“
Jetzt dient dieses Zelt als Suppenküche, Gemeinschaftszentrum und ständige Erinnerung, dass Gemeinschaft da entsteht, wo Menschen füreinander da sind.
Und weil die Christen selbstlos dienen und inmitten all dem Grauen Großzügigkeit und Gemeinschaft leben, fangen Kirchen an zu wachsen. „Allein zwischen August und Oktober sind drei neue Kirchengemeinden entstanden“, erzählt Helmut voller Dankbarkeit und Staunen. „Das sind alles Menschen, die nie was mit dem Glauben zu tun haben wollten, aber die Barmherzigkeit Gottes erlebt haben.“
Eine einzigartige Offenheit für das Evangelium
Diese Taten der Barmherzigkeit scheinen im gesamten Land Veränderung und Heilung zu bewirken. In einem Altenheim hielt das Team einen Gottesdienst und besuchte anschließend die bettlägerigen Menschen und betete mit ihnen. Nach einem kurzen Gebet mit einem gelähmten, stark eingeschränkten Mann fragte er das Team fast ungeduldig: ‚Wann tauft ihr mich?‘ Dieser Mann war am Ende seines Lebens und seiner Kräfte, doch sein Herz sehnte sich mehr denn je danach, Gott so nahe wie möglich zu sein und sich ihm ganz hinzugeben.
„Ich habe noch nie erlebt, dass Menschen so offen sind für das Evangelium“, erzählt Helmut, dessen wichtigste Fracht in seinem Lieferwagen ukrainische Bibeln und Losungen sind. „Wir haben an Soldaten Gaskocher verteilt und gefragt, was sie noch brauchen und sie meinten: ‚Bibeln. Gebt uns Bibeln für die ganze Kompanie!‘“
Einer der ukrainischen Pastoren berichtet: „Vor dem Krieg träumten wir von einer Erweckung in großen Stadien, stattdessen erleben wir eine Erweckung der Barmherzigkeit.“ Statt in großen Stadien zu predigen, verkündigen ukrainische Pastoren in Kellern, dass Jesus sie liebt und nicht vergessen hat. Statt großer, aufwendiger Veranstaltungen sind es Gespräche und Gebete zwischen Feldbetten, die Menschen zu Jesus bringen.
„Bitte vergesst uns nicht!“
Kaum jemand hätte vor zwei Jahren gedacht, dass selbst in 2024 der Krieg noch weitertobt. Und bei vielen sind die Kraftreserven langsam aufgebraucht und so manch einer fragt sich, wie lange sie noch durchhalten können. Doch Gebete, Besuche und Unterstützung aus dem Ausland helfen ihnen, weiterzumachen. Wann immer Helmut und sein Team sich verabschieden, hören sie die Sätze: „Wir warten auf euch!“ oder „Bitte vergesst uns nicht!“
Wir wollen, dass diese Arbeit weitergeht. Wir wollen, dass Menschen in der Ukraine – verletzte Soldaten, Mütter, Behinderte, Alte, Verängstigte, Missbrauchte, Hoffnungslose und Trauernde – Hilfe und Hoffnung erhalten. Und dass sie durch Taten der Barmherzigkeit Trost und Ermutigung finden. Eure Spende macht genau das möglich!
Vom 19.–24. Februar 2024 begehen wir unsere Samariterwoche und beten gezielt für die Menschen in der Ukraine. Werdet Teil davon und seid auch bei unseren Veranstaltungen dabei, bei denen Helmut Diefenbach direkt von seinen Einsätzen berichtet.